Wie funktioniert das Gesundheitssystem in Mexiko?

Mexiko ist ein interessantes Reiseziel für Europäer, insbesondere aufgrund seiner Geschichte (Maya-, Inka-Kultur). Allerdings ist das Gesundheitssystem dort nicht mit dem uns bekannten Standard vergleichbar. Auch wenn es dort gewisse Strukturen gibt. Hier ein Überblick zu Struktur, Leistungen, Qualität, Risiken und empfohlenen Impfungen in Mexiko.

Wie ist das Gesundheitssystem in Mexiko organisiert?

Mexiko verfügt über ein komplexes Gesundheitssystem, das sich aus öffentlichen und privaten Sektoren zusammensetzt. Trotz vieler Reformen und einigen Fortschritten bestehen weiterhin strukturelle Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zum System, der Finanzierung und besonders der Qualität.

Die öffentliche Gesundheitsversorgung in Mexiko basiert auf mehreren staatlich organisierten Institutionen. Die wichtigsten sind:

·        Instituto Mexicano del Seguro Social (IMSS): Zuständig für Arbeitnehmer. Die Beiträge werden anteilig von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Staat getragen. Die Anmeldung erfolgt automatisch mit der formellen Beschäftigung.

·        Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado (ISSSTE): Zuständig für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst. Auch hier erfolgt die Finanzierung über Beiträge von Arbeitnehmern, Arbeitgebern (Staat) und staatliche Zuschüsse.

·        Instituto de Salud para el Bienestar (INSABI): Das ist der Nachfolger des früheren Seguro Popular, zuständig für Menschen ohne formelle Beschäftigung oder Sozialversicherung, also im Grunde für alle, die nicht über das ISSSTE oder das IMSS abgesichert sind. INSABI soll eine universelle Gesundheitsversorgung gewährleisten, unabhängig vom Beschäftigungsstatus, also für Menschen ohne formelle Beschäftigung oder Sozialversicherung. INSABI soll eine kostenlose Grundversorgung für alle gewährleisten. Die Finanzierung erfolgt vollständig aus Steuermitteln.

Parallel zu diesem System der öffentlichen Versorgung existiert ein umfangreicher privater Gesundheitssektor. Etwa zwei Drittel der Krankenhäuser in Mexiko sind privat geführt. Private Gesundheitsdienstleistungen sind in der Regel hochwertiger, aber auch deutlich teurer. Viele wohlhabendere Mexikaner sowie internationale Patienten nutzen diese Angebote, insbesondere um einen schnelleren Zugang und eine bessere Qualität der Behandlung zu erreichen.

Welche Leistungen werden gewährt?

Grundsätzlich bietet das öffentliche Gesundheitssystem eine breite Palette an medizinischen Leistungen, darunter ambulante und stationäre Versorgung, Medikamente und Präventionsprogramme. In der Praxis gibt es aber erhebliche Defizite aufgrund der Unterfinanzierung. Die Gesundheitsversorgung ist in städtischen Gebieten oft recht ordentlich, aber auf dem Land fehlt es an Infrastruktur, Personal und Ausstattung.

Wie ist die Qualität der Behandlungen?

Trotz der Bemühungen um eine universelle Gesundheitsversorgung bestehen erhebliche regionale und soziale Unterschiede. In ländlichen Gebieten ist der Zugang zu medizinischer Versorgung oft eingeschränkt. Zudem variiert die Qualität der Leistungen stark zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen.

Das öffentliche System ist chronisch unterfinanziert. So gibt Mexiko beispielsweise lediglich etwa 5,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Gesundheit aus – deutlich weniger als der OECD-Durchschnitt (9,2 Prozent) oder in der EU (10-11 Prozent). Dies wirkt sich auf die Verfügbarkeit von Personal, Medikamenten und moderner Technik aus.

Dazu noch ein paar Zahlen:

· Die Lebenserwartung liegt in Mexiko bei etwa 72 Jahren für Männer und 78 Jahren für Frauen – in der EU sind es im Schnitt rund 78 bzw. 83 Jahre.

· Mexiko hat etwa 2,56 Ärzte pro 1.000 Einwohner, während es im EU-Durchschnitt mehr als vier sind.

· In Mexiko steht nur ein Krankenhausbett für 1.000 Einwohner zur Verfügung – in der EU sind es etwa 5,3 Betten.

Welche Gesundheitsgefahren bestehen in Mexiko?

In Mexiko gibt es eine Reihe von Gesundheitsgefahren.

·  Das Dengue-Fieber ist weit verbreitet, besonders in der Regenzeit (Juni–Oktober). Es wird durch tagaktive Mücken übertragen. Es gibt eine Impfmöglichkeit.

·  Für Malaria besteht nur ein geringes Risiko, vor allem in ländlichen Gebieten wie Chiapas, Oaxaca oder Teilen von Campeche. Die gefährliche Malaria tropica ist selten. Eine medikamentöse Prophylaxe ist meist nicht nötig, aber Mückenschutz ist unbedingt zu empfehlen.

· Ein Tollwutrisiko besteht bei Kontakt mit streunenden Hunden, Fledermäusen oder anderen Wildtieren – besonders bei Trekkingreisen oder Langzeitaufenthalten.

·  Darminfektionen (Reisedurchfall) treten häufig auf, scherzhaft auch „Montezumas Rache“ genannt. Ursachen sind verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel.

· Auch eine Infektion mit Typhus oder Hepatitis A und der Befall von Parasiten wie Amöben sind möglich.

·  Zika- und Chikungunya-Viren werden durch Mücken übertragen. Besonders für Schwangere ist Zika ein Risiko.

Deshalb sind eine Reihe von Impfungen für Mexiko-Reisende empfohlen

Impfung

Tetanus, Diphtherie, Polio

Hepatitis A

Hepatitis B

Tollwut

Typhus

Masern

Dengue

Grippe & Pneumokokken

Empfohlen für

Alle Reisenden (Standardimpfungen)

Alle Reisenden, besonders bei einfachen Reisebedingungen

Bei engem Kontakt zur Bevölkerung oder Langzeitaufenthalt

Bei Trekking, Tierkontakt oder Langzeitaufenthalt in ländlichen Gebieten

Bei Reisen mit einfachen hygienischen Bedingungen

Für alle, die keinen vollständigen Impfschutz haben

Für Personen mit früherer Dengue-Infektion, bei Reisen in Risikogebiete

Für Personen über 60 Jahre, je nach Saison

Pflichtimpfungen sind bei einer Einreise aus Deutschland nicht vorgeschrieben.

Was sonst noch wichtig ist

· Mückenschutz: Tragen Sie generell lange Kleidung, nutzen Sie Moskitonetze und Mückenabwehrende Cremes oder Sprays.

· Trinken Sie nur abgefülltes oder abgekochtes Wasser.

· Essen sollte immer frisch zubereitet sein und heiß serviert werden. Besondere Vorsicht besteht bei Salaten, Eis und an Straßenständen.

· In Ihre Reiseapotheke gehören neben Ihren dauerhaften Medikamenten zusätzlich Schmerzmittel, Elektrolyte, Desinfektionsmittel, Pflaster und ggf. ein Notfallmedikament gegen Malaria.

Fazit

Deutsche, die nach Mexiko reisen oder dort leben wollen, müssen sich unbedingt gut vorbereiten. Rechtzeitige Impfungen und der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung sind wichtig.